11. Juli 2024
Konzerte

13. Auflage des Feuertal-Festivals

Das Mittelalter wird oft mit Aberglauben assoziiert, weswegen das Feuertal Festival 2016 auf der Waldbühne Hardt in Wuppertal unter einem ganz besonderen Stern stehen dürfte. Denn es ist das 13. Mal, dass die Veranstalter zur Zusammenkunft unter dem Banner Feuertal aufrufen und das auch noch am 26. August, eine Zahl, die man gleich zwei Mal durch 13 teilen kann. Da sollte es für jeden Mittelalter Fan selbstverständlich sein, nicht sofort zur Tagesordnung überzugehen, sondern besondere Vorbereitungen zu treffen.

Dazu gehört in erster Linie, dafür Sorge zu tragen, dass man überhaupt an der Zusammenkunft teilnehmen kann und einem nicht schon im Vorfeld das Pech in Form eines verpassten Kartenkaufes begegnet. Denn nur eine rechtzeitige Sicherung der Tickets sorgt für eine gesicherte Teilnahme, und Tickets dürften im „verhexten“ Jahr nicht nur wegen dem 13. Jubiläum schnell rar werden. Bei einem Blick auf das Line Up dürfte schnell klar werden, warum eine rechtzeitige Sicherung der Karten in diesem Jahr ganz besonders angesagt ist.

Da sind zum einen die beiden Headliner Subway To Sally und ASP. Während Subway To Sally seit der zweiten Ausgabe ein treuer Begleiter des Festivals ist – STS werden 2016 zum insgesamt fünften Mal dabei sein und Fronter Fish moderiert das Feuertal bereits seit 2011 – sind ASP die Gipfelstürmer der Gothic Szene schlechthin. Ihr im Oktober 2015 veröffentlichtes neues Album „Verfallen – Folge 1: Astoria“ schoss wie seine zwei Vorgänger „Fremd“ und „Maskenhaft“ auf Anhieb in die Top 10 der deutschen Album Charts. Seit 16 Jahren gibt es die Truppe aus Frankfurt am Main, 2012 beehrten sie bislang zum einzigen Mal das Feuertal Festival, allerdings auch damals schon als Headliner, was für die konstante Größe der Band spricht. Duplizität der Ereignisse: 2012 traten ASP nach Faun auf, eine Konstellation, die 2016 wieder zu Tage treten wird. Absicht oder nur eine zufällige abergläubische Einbildung?

Wer 2012 bereits dabei war, weiß auf jeden Fall, dass die Kombi ASP-Faun sticht. Und wer nicht dabei war, sollte sich das Spektakel, dass Faun auf die Bühne legen, nicht entgehen lassen. Beeindruckend sind dabei nicht nur die übergroßen japanischen Taiko Trommeln sondern auch die selten so gelungene Verschmelzung von alten Klängen mit moderner Rock- und Folk-Musik. Der Klang der mittelalterlichen Instrumente, elektronische Rhythmen, beschworene alte Zaubersprüche – dies alles verwächst mit Dudelsack, Harfe, Drehleier und Laute zu einem beschwörenden Ganzen. Nicht ohne Grund gelten Faun als eine der weltweit führenden Bands in ihrem Genre. So nimmt es auch nicht Wunder, dass ihre CD „Von den Elben“ Platinstatus erreichte, zwei Mal für den Echo nominiert wurde und ihre letzten beiden Alben jeweils die Top Ten der deutschen Albumcharts erreichten. Bereits bei ihrem letzten Auftritt verwandelten FAUN die Bühne in eine bezaubernde und mystische Anderswelt. Jede Wette,. Dass es 2016 wieder so sein wird.

Viele Menschen glaubten im Mittelalter, von höheren Kräften umgeben zu sein. Die Farben Weiß und Schwarz spielten dabei eine tragende Rolle. Genau wie bei Unzucht, der Band, die den Mittelteil des ersten Festivaltages bilden wird. Tief. Schwarz. Mächtig. Unzucht. Das aus Niedersachsen stammende Quartett bewies mit ihrem dritten Album „Venus Luzifer“ aus dem Jahr 2014 das sie es innerhalb von drei arbeitsintensiven Jahren geschafft hatten, eine eigene Nische zu etablieren. Mastermind De Clercq und seine Mannen beherrschen den Spagat zwischen hartem Metal, eingängigen Balladen, Wut und Melancholie derart, dass ihre letzten beiden Alben sofort in die deutschen Album-Charts schossen. Allerdings hält sich bei ihren Fans trotz aller Lobeshymnen auf die Studioalben hartnäckig die Meinung: „Unzucht ist live noch besser als auf Platte“. Davon kann man sich auf dem Feuertal Festival dann selbst überzeugen.

Im 15. Jahr ihres Bestehens werden vor Unzucht Spielbann die Bühne betreten. Die Truppe aus Saarbrücken sieht jedes Konzert als Ventil für einen Energiesturm, den zu entfesseln ihr höchstes Ziel ist. Ihr Markenzeichen ist neben dem Slogan „Was lange währt, geht tief ins Blut!“ vor allem die Doppelspitze aus Leadsänger Seb Storm und Frontfrau Nic Frost sowie die nicht selten ironisch-bissigen Texte des kreativen Kopfes und charismatischen Bassisten Spyke Sinister. Das Trio bildet das Fundament für kraftvolle, elektronisch-orchestrale Arrangements und donnernd-treibende Grooves, die im Vorjahr dafür sorgten, dass Deutschlands renommiertes Gothic Label Trisol Music Group die Band unter Vertrag nahm. Gemeinsam mit Saitenzauberer Lias Schwarz und Schlagzeuger Pi Pol-A-Ris wird man Spielbann dann auf der Waldbohne Hardt erleben.

Eröffnet wird der bunte Reigen am ersten Tag des „Geisterfürchtigen“ Feuertal Festivals von der Ethno-Folk-Truppe Delva. Was passender kaum sein könnte, bedeutet der Name Delva – welcher vermutlich aus dem Altkeltischen überliefert wurde – doch Gestalt und steht dabei für das Geheimnisvolle, manchmal Ungewisse, das sich selbstverständlich auch in der Musik des 2013 gegründeten Trios aus Bayern um die Schwestern Johanna Krins (Gesang) und Judith Krins (Geige) nieder schlägt. Mit Geige, Banjo, Piano, Rahmentrommel und Flöte ausgestattet, begeben sich Delva auf die Spuren irisch-keltischer Musik, verfügen dabei über vorwiegend deutschsprachige Texte und nutzen den Spielrasum ihrer Instrumentierung für Freiraum für verschiedene Einflüsse, spannende Arrangements und stilistische Neuentdeckungen. So dürfte ihr Auftritt eine sich ständig neu definierende Gestalt annehmen, die auf eine Reise ins Verborgene und Unterbewusste einlädt.

Steht der erste Tag des Festivals ganz im Bann der mystischen Vorzeichen, so tritt am zweiten Tag des Festivals der Partycharakter in den Vordergrund. Das wird vom Start weg deutlich, wenn mit Paddy der Sänger der Kult-Folk-Rocker Paddy Goes To Holyhead das Zepter voranträgt. Mit Gitarre und seiner obligatorischen Mundharmonika bewaffnet, setzt der Sänger, Entertainer, Instrumentalist und Songwriter Paddy Schmidt ganz auf schwungvollen Celtic oder Irish Folk, der bereits am frühen Nachmittag für gelockerte Tanzbeinmuskulatur sorgen dürfte. Schließlich zehrt Paddy von einer fast 30jährigen Bühnenerfahrung mit teilweise mehr als 250 Auftritten im Jahr.

Nicht ganz so lange unterwegs sind Knasterbart, haben aber dafür schon deutliche Spuren in der Szene hinterlassen. Kein Wunder, steht die Band doch für süffisanten Folkrock der ganz besonderen Art. Ihre Rezeptur besteht aus liederlichem Humor, frivolen Wunschträumen, einer guten Portion Selbstironie und einem einzigartigen Musikstil, der laut Eigenaussage einer Ansammlung musikalischer Schnapsideen entsprungen zu sein scheint. Sei es wie es ist, fest steht dass diese lasterhaften sieben Halunken mit ihren teils ausgefallenen Instrumenten wie Geige, Kontrabass, Mandoline und Flöte die Festivalbesucher in unterhaltsame Abgründe längst vergangener Zeiten führen werden. Ob sie wollen oder nicht, sie alle werden Zeugen eines wohl unverwechselbaren, tanzbaren und neuzeitlichen Sounds, das als Folkrock-Ereignis der ganz besonderen Art bestimmt dem Einen oder Anderen lange im Gedächtnis bleiben wird.

Und genau so verrückt es danach weiter, wenn mit Firkin eine selbsternannte „crazy Irish Band“ die Bühne betritt. Dabei ist es noch wenigsten verrückt, dass die Band gar nicht aus Irland sondern aus Ungarn stammt. Und dort schon so etwas wie Kultstatus genießt. Ihre Alben werden in schöner Regelmäßigkeit für den ungarischen Grammy nominiert, bereits für ihr Debüt „Firkinful of Beer“ heimste die Truppe um Mastermind Andor Kovács Nemes eine goldene Schallplatte ein. Doch nicht nur in ihrer Heimat feierten Firkin Erfolge, so eroberte ihr international erfolgreicher Song „Lord Of The Dance“ aus ihrem zweiten Album „Whup!“ (2010) die Celtic Radio Charts in Kanada und erfreute sich auch in Deutschland über eine 3-Monatige Präsenz in den einschlägigen Sendern. Im Jahre 2014 folgte dann der Auftritt beim Wacken Open Air, und zwei Jahre später werden sie beim Feuertal Festival ihre Version irischer Punk-Musik mit ungarischem Geist zelebrieren.

Wer bei Versengold, der vierten Band des Tages, genau hinschaut, wird ein bereits vertrautes Gesicht wieder entdecken. Denn Sänger Malte Hoyer war bereits am Nachmittag mit seinem Projekt Knasterbart auf der Bühne und hat sich dabei hoffentlich schon kräftig warm geboxt. Mit seiner „Hauptband“ Versengold ist er so was wie der Hoffnungsträger der Mittelalter-Folk-Szene. Ihr im August 2015 veröffentlichtes Album „Zeitlos“ konnte sich auf Platz 22 erstmals in den deutschen Album-Charts platzieren und verschaffte der 2003 in Bremen gegründeten Kapelle eine größere Hörerschaft und gesteigertes mediales Interesse. Versengold traten bereits 2015 auf dem Feuertal Festival auf und spielten sich bei ihrem Festivaldebüt gleich in die Herzen der Zuschauer, so dass sie nur ein Jahr später wieder dabei sind.

Den Abschluss des Festivals werden mit Subway To Sally langjährige Begleiter und Freunde des Feuertal Festivals bilden. Die Verbundenheit der Band mit dem Feuertal Festival geht so weit, dass Subway To Sally mit „Im Feuertal“ dem Event auf der Hardt sogar einen eigenen Song gewidmet haben, der inzwischen neben dem Band-Evergreen „Julia und die Räuber“ zur Hymne des Festivals geworden ist. Das 1992 in Potsdam gegründete Sextett ist längst über Genregrenzen hinaus aus Deutschlands Metal- und Mittelalter-Rock-Szene zu einer festen Größe geworden. Ihre Alben schnellen stetig in die Top 5 der deutschen Charts, im Oktober 2012 erschien ihre offizielle Bandbiographie unter dem Titel „Unsterblich“ und 2014 erschien mit „Mitgift – Mördergeschichten“ ihr zwölftes Studioalbum. Doch ob es ein 13. Album im August 2016 geben wird, ist hingegen pure Spekulation…

Die Location ist wie immer die Waldbühne Hardt in Wuppertal, gezeltet werden kann wie in den Vorjahren auch im Freibad Mirke vom 25.08.16, 16 Uhr bis 28.08.16, 14 Uhr. Nicht fehlen darf natürlich der Mittelalter Markt, der dem Festival das Ambiente verleiht, welches das Feuertal seit 2003 zum Pflicht-Termin der Mittelalter Fans macht. Neben Gewändern, Instrumenten und anderem Mittelalter-Hardware finden sich hier vor allem Stände, die dem leiblichen Wohl – Stichwort Met – zuträglich sind. Natürlich wird es auch wieder eine Bühne auf dem Mittelaltermarkt geben, auf dem Feuerschlucker, Jongleure und andere Artisten ihre Kunststücke feilbieten inklusive der bereits obligatorischen Feuershow.

Quelle: Feuertal-Festival
Fotos: Andreas Krüskemper

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